Immobilien in Deutschland können
steuerfrei vererbt werden, wenn der Erblasser dem Erben die Immobilie durch ein
ausländisches Vermächtnis zukommen lässt. Dies hat der Bundesfinanzhof (BFH) durch Urteil vom 23.11.2022 (Az. II R 37/19) entschieden. Voraussetzung ist jedoch, dass weder der Erblasser noch der Begünstigte Deutsche sind und beide im Ausland leben.
Der Bundesfinanzhof hatte im Fall einer 2013 verstorbene Erblasserin zu entscheiden, die bis zu ihrem Tod in der Schweiz gewohnt hatte. Sie vererbte ihrer in den USA lebenden Nichte, der Klägerin, eine Immobilie in München. Im Jahr 2014 wurde das Vermächtnis erfüllt und die Klägerin wurde als Eigentümerin des Grundstücks im Grundbuch eingetragen. Das Finanzamt verlangte von ihr
Erbschaftsteuer für den Immobilienerwerb. Die Klägerin war hingegen der Auffassung, sie schulde aufgrund ihres ausländischen Wohnsitzes und ihrer dadurch nur
beschränkten Steuerpflicht in Deutschland keine Steuer.
Ausländische Erben nur bedingt steuerpflichtig bei Erwerb durch Vermächtnis
Der BFH bestätigte diese Auffassung. Wendet ein im Ausland lebender Erblasser einer ebenfalls im Ausland lebenden Person
durch Vermächtnis inländischen Grundbesitz zu, muss der ausländische Begünstigte hierauf keine deutsche Erbschaftsteuer bezahlen. Anders als deutsche Staatsangehörige und Personen mit Wohnsitz oder dauerhaftem Aufenthalt in Deutschland sind ausländische Erben oder Vermächtnisnehmer nur in beschränktem Umfang steuerpflichtig. Sie zahlen Erbschaftsteuer ausschließlich für den Eigentumserwerb an bestimmten gesetzlich definierten Vermögenswerten, darunter grundsätzlich inländische Immobilien. Werden sie jedoch im Testament des Erblassers durch Vermächtnis mit solchen Immobilien bedacht, bleibt dies ausnahmsweise steuerfrei. Insoweit besteht eine Gesetzeslücke.
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Deutsche Erbschaftsteuer bei gesetzlicher Erbfolge
Grund dafür ist, dass beim Vermächtnis der Begünstigte nicht die Immobilie selbst, sondern nur einen Anspruch auf Übertragung des Eigentums an dieser Immobilie erwirbt. Die Eigentumsumschreibung muss dann noch separat im Anschluss erfolgen und bedarf der notariellen Beurkundung. Anders verhält es sich, wenn ausländische Erben
im Rahmen der gesetzlichen Erbfolge inländischen Grundbesitz erhalten. Denn dann geht das Eigentum an der inländischen Immobilie direkt mit dem Tod des ausländischen Erblassers auf den ebenfalls ausländischen Erben über. Darauf fällt
deutsche Erbschaftsteuer an.
Keine einheitliche Regelung in der EU
Nach der Bestätigung durch den BFH kann die Praxis den steuerfreien Erwerb inländischer Immobilien durch ausländische Vermächtniseinsetzung als legales Gestaltungsmodell nutzen. Seit 2015 und dem Inkrafttreten der EU-Erbrechtsverordnung ist bei
Erbfällen im EU-Ausland allerdings Vorsicht geboten: In bestimmten EU-Ländern, etwa in Polen, entfaltet ein Vermächtnis direkte Wirkung. Das bedeutet, dass auch die durch Vermächtnis begünstigte Person direkt das Eigentum an dem inländischen Grundvermögen erbt. Ein steuerfreier Erwerb inländischer Immobilien ist dann nicht möglich.
Erstellt von (Name) W.V.R. am 08.03.2023
Geändert: 09.03.2023 09:43:06
Autor:
Wolff von Rechenberg
Quelle:
BFH
Bild:
Bildagentur PantherMedia / Daniela Stärk
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